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Mit der Verpflichtung zur Kommunalen Wärmeplanung stehen die Städte, Gemeinden und Energieversorgungsunternehmen vor einer Mammutaufgabe. In der Thüga-Workshopreihe „Fit for KWP“ bereiten sich Versorger auf den Prozess vor.
Wenn Dieter Forelle bei der Stadtwerke Villingen-Schwenningen GmbH seinen Rechner hochfährt, steht in großen Lettern auf dem Desktop: „Auf zur grünen Null“. Bis 2040 will die Stadt Villingen-Schwenningen Klimaneutralität erreichen. Das Ziel geht in der Stadt mit einer besonderen Herausforderung einher. „Im Prinzip müssen wir zwei Zeitachsen verschränken: Unsere Stadt und das Land Baden-Württemberg wollen bis 2040 klimaneutral werden, der Bund 2045“, erklärt der Ingenieur. Eng mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) verwoben und seit dem Kabinettsbeschluss vom 16. August auch auf der Zeitachse mit dem GEG synchronisiert, entspricht die Kommunale Wärmeplanung (KWP) dem zentralen Umsetzungsinstrument der Zielvorgaben für die Klimaneutralität. „Kommunen und ihre Energieversorger stehen damit vor einer wahren Mammutaufgabe“, so Andreas Hinz aus dem Thüga-Kompetenzteam Netzstrategie. Das bedeutet: den Status quo vor Ort als solide Grundlage für alles Weitere dokumentieren. Die Potenzialanalyse aufstellen. Die konkreten Szenarien entwickeln. Die Handlungsstrategie ableiten, Maßnahmen priorisieren und sie anpacken.
Als konkrete Unterstützungsleistung gibt es die Thüga-Workshopreihe „Fit for KWP“: Sie stellt die Transparenz und das Verständnis zum Prozess der KWP her, involviert alle relevanten Stakeholder im Unternehmen und initiiert sparten- und wertschöpfungsübergreifend die Prozesse. Um sowohl Netz- als auch Erzeugungsinfrastrukturen im Blick zu haben, werden die Workshops kompetenzcenterübergreifend von den Thüga-Teams Netzstrategie und Erzeugung durchgeführt. „Wir sehen uns als Moderatoren und Impulsgeber mit Expertise für die KWP und Erfahrungen aus zahlreichen Energieversorgungsunternehmen“, erläutert Hinz. Mit den Ergebnissen der Workshopreihe, wie einer Ziel- und Maßnahmenliste, wird die Mammutaufgabe systematisch in einzelne Schritte zerlegt. Wenn man so will: „Fit for KWP“ denkt gemeinsam mit dem Unternehmen die Ergebnisse und Prozesse der KWP vor.
Forelle und die Stadtwerke Villingen-Schwenningen gehörten zu den Ersten aus der Thüga-Gruppe, die eine „Fit for KWP“-Reihe durchliefen. „Wir hatten zwar schon unser eigenes Grünbuch mit Projektskizzen zur Wärmewende in Villingen-Schwenningen erstellt“, erklärt der Abteilungsleiter Energielösungen Wärme. „Für uns ist es aber natürlich essenziell, dass alles in Einklang mit den KWP-Anforderungen steht.“ Die aus drei Einzelworkshops aufgebaute Reihe nennt Forelle eine „Handreichung mit echter Praxistauglichkeit, bei der wir als lokales Energieversorgungsunternehmen unser inhaltliches und operatives Know-how einbringen. Die Thüga ist als Sparringspartner im Ring und übersetzt uns den gesetzlichen Rahmen in handelbare Pakete.“ Vieles daran stehe und falle mit den spezifischen lokalen Gegebenheiten sowie der bereits erledigten Vorarbeit. „Wir hatten zum Beispiel schon eigene Vorstellungen für unsere Wärmewende entwickelt, die dann in den Workshops konkretere Gestalt annehmen konnten.“ Mittlerweile wurden die einzelnen Projektskizzen zusammengefasst und in eine zeitliche Reihenfolge gebracht.
Gut 400 Kilometer Luftlinie in Richtung Norden standen und stehen die Stadtwerke Ostmünsterland vor einerseits ähnlichen, andererseits ganz anderen Herausforderungen. „Wir haben zum Beispiel in unserem Versorgungsgebiet historisch bedingt keine großen Wärmenetze“, sagt Ellen Baumhöfer, Projektleiterin in der dortigen Abteilung Alternative Energien/Energieeffizienz. Entsprechend breit seien die Workshops gefächert gewesen – von: „Wo können wir Abwärme geschickt nutzen?“ über „Wo wäre Platz für Freiflächenanlagen?“ bis zu „Wie definieren wir am geschicktesten Vorzugsgebiete?“ Gerade für kleinere und mittlere Versorger sei die Umsetzung der Lösungen parallel zum Tagesgeschäft herausfordernd, ist sich Baumhöfer sicher. „Mich hat deshalb ungemein beruhigt, bei den Workshops die notwendigen Schritte mit Experten durchzuspielen, die anders als wir den Prozess nicht zum ersten Mal durchlaufen.“ Zudem seien Erfahrungen anderer bereits mit ins Workshop-Konzept mit eingeflossen.
Genau diesen Punkt spricht auch Forelle aus Villingen-Schwenningen an. Gerade der externe Blick bei den Workshops sei Gold wert, versichert er. „Es fährt bei der KWP ständig das Risiko mit, den zweiten Schritt vor dem ersten zu gehen.“ Genau das gelte es zu vermeiden. Investitionen von etwa 1,6 Milliarden Euro veranschlagt Villingen-Schwenningen. Rund 600 Millionen Euro davon werden die Stadtwerke schultern müssen. „Da können wir uns Blindleistung oder Maßnahmen, die uns nicht ernsthaft zur ‚grünen Null‘ weiterbringen, schlicht nicht leisten“, stellt Forelle klar.