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Das Verbot des Isolier- und Löschgases SF6 ist in Kraft und setzt die Stromnetzbetreiber unter Druck. Ab 1. 1. 2026 müssen neue Mittelspannungs-Schaltanlagen bis 24 kV mit Alternativgasen ausgestattet sein. Doch noch sind serienreife Lösungen mit Alternativgasen am Markt kaum verfügbar.
Der Fahrplan für den Umstieg steht. Ab 1. 1. 2026 betrifft das SF6-Verbot Mittelspannungs-Schaltanlagen bis einschließlich 24 kV und ab Januar 2030 Anlagen mit einer Netzspannung bis einschließlich 52 kV. Bis 1. 1. 2035 gilt noch Bestandsschutz, dann ist die Verwendung von SF6 auch für Instandhaltung und Wartung verboten.
„Schaltanlagen, die vor dem Inkrafttreten der Verordnung bestellt wurden, können noch in Betrieb genommen werden – ebenso wie Schaltanlagen im Lager, die noch nicht in Betrieb genommen wurden“, erklärt Sophie Boche vom Thüga-Kompetenzteam Technik. „Doch für neu zu installierende Schaltanlagen sind vergleichbare Isolier- und Löscheigenschaften mit klimaneutralen Alternativgasen in ähnlicher Bauform gefordert.“ Gerade bei kleineren
Ortsnetzstationen, die oft in Gehsteignähe stehen und in allen Stromnetzen den größten Anteil stellen, sind neben dem Schutz vor Störlichtbögen die kompakten Abmessungen entscheidend.
„Die F-Gase-Verordnung hat für Stromnetzbetreiber durchaus kritische Auswirkungen“, hält Boche fest. Der Bedarf an Stationen und Schaltanlagen wächst enorm durch den Zubau an PV-Anlagen und Windparks, den Hochlauf von Wärmepumpen und Elektroautos. „Wir haben schon jetzt Lieferzeiten von einem Jahr bei Stationsgebäuden.“
Dabei ist noch offen, welche Lösung mit welchem Alternativgas in der Praxis überzeugt. Ab Mitte 2025 wird der Umstieg Schritt für Schritt vollzogen. „Das heißt: Neue Schaltanlagen gehen in die Serienproduktion, bevor es ausreichend Betriebserfahrungen gibt – ein Feldversuch am offenen Herzen.“
Hersteller wie ABB, Schneider Electric, Siemens und andere werden gasisolierte Alternativen anbieten und bauen neue Fertigungsstandorte auf. Diese Lieferanten befinden sich zwischen Vorserien und ersten Piloten, aber es gibt kein Produkt, das bereits vom Band läuft. Allein in der Thüga-Gruppe sollen in den nächsten Jahren zahlreiche Mittelspannungs-Stationen und Schaltanlagen neu gebaut oder ersetzt werden. Durch die Flexibilisierung der Energielandschaft liegt ihr derzeitige Bedarf an neuen Stationen pro Jahr bei rund 800, bei Schaltanlagen sind es deutlich mehr.
Derzeit werden bei der Thüga die technischen Spezifikationen erstellt, gegen Jahresende soll die Ausschreibung erfolgen. „Im technischen Arbeitskreis Mittelspannungs-Stationen tauschen wir die Betriebserfahrungen mit Alternativgasen aus“, erläutert Boche. Alle Marktakteure arbeiten daran, die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen, ohne den für die Energiewende erforderlichen Umbau der Ortsverteilnetze zu verzögern. Ab Mitte 2025 kommen die ersten neuen Schaltanlagen mit Alternativgasen zum Einsatz – die höheren Kosten übernehmen die Stromnetzbetreiber.