Durch die Dekarbonisierung ändert sich die Erzeugungsstruktur der Wärmeversorgung. Entsprechend sollten Partnerunternehmen ihre Wärmepreissysteme optimieren. Thüga berät Partnerunternehmen bei der Wirtschaftlichkeitsanalyse und Optimierung ihrer Preissysteme. Mehrere Projekte wurden bereits durchgeführt. Sie zeigen, wie wichtig eine präzise Analyse des Ist-Zustands und der Wirtschaftlichkeit sowie transparente Kommunikation nach außen sind.

„Das Optimieren der Wärmepreissysteme ist in der Thüga-Gruppe ein wichtiges Thema“, sagt Franziska Schmidt, Projektleiterin Erzeugung. „Über 70 Partnerunternehmen sind Wärmeversorger im Bereich Nah- und Fernwärme oder im Contracting.“ Ein sehr großer Treiber für die Notwendigkeit von Anpassungen der Wärmepreissysteme ist die Dekarbonisierung, die die Erzeugungs- und damit auch die Kostenstruktur verändert. Zudem müssen die Preissysteme gemäß AVBFernwärmeV optimal und gesetzeskonform angeglichen werden. Eine Herausforderung für Partnerunternehmen, besonders kleinere Stadtwerke, die nicht über das erforderliche Know-how und die Manpower verfügen. „Thüga berät bei der Preisanpassung“, so Schmidt. „Von der Analyse der Absatz- und Kundenstruktur bis zur Ermittlung einer optimalen Preisregelung und Kommunikation gegenüber Endkundinnen und Endkunden.“

Wirtschaftlichkeit an erster Stelle

Jedes Wärmenetz ist aufgrund seiner individuellen Erzeugungs-, Netz- und Absatzstruktur speziell und muss separat analysiert werden. „Wärmenetze lohnen sich in der Regel ab einer Wärmeabsatzdichte von 3.000 bis 4.000 Kilowattstunden pro Trassenmeter“, sagt Schmidt. Also in dicht besiedelten Gebieten, in denen viele Haushalte und Gebäude angeschlossen werden können, deren Wärmeabsatz entsprechend hoch ist. „Thüga berät die Gruppe bei der Wirtschaftlichkeitsanalyse und der Optimierung der Preissysteme – egal ob neue oder bestehende Wärmenetze.“ Die Erzeugungs-Expertin hat bereits mit mehreren PU Projekte zur Optimierung von Preissystemen von bestehenden Wärmenetzen durchgeführt, so mit den Stadtwerken Reichenbach (SWRC) und BS|ENERGY.

Foto von micheile henderson auf Unsplash

Datengenauigkeit gewährleisten

„Wir bearbeiten bereits das zweite Projekt zur Optimierung der Wärmepreissysteme mit der Thüga“, sagt Dr. Stefan Ludewig, Leiter Vertrieb Wärme und Dezentrale Erzeugung bei BS|ENERGY. „2023 haben wir die Preisgleitformel für unser großes Stadtwärmenetz angepasst. Jetzt sind die kleineren Netze in der Peripherie an der Reihe.“ Durch die Transformation weg von Kohle hin zu erneuerbaren Energien habe sich die Erzeugungsstruktur geändert, entsprechend müsse man die Preise neu kalkulieren. „Zu Beginn eines Projekts stand die Analyse des Ist-Zustandes“, erklärt der BS|ENERGY-Experte. „Wie setzt sich unsere Wärmeerzeugung zusammen? Verlieren oder gewinnen wir künftig Kundinnen und Kunden? Verringert sich der Wärmeabsatz aufgrund des Klimawandels, weil die Winter wärmer sind?“ Es sei notwendig, sich jetzt über die Zukunft Gedanken zu machen, schließlich könne man nicht jedes Jahr eine Preisanpassung durchführen. „Die größte Herausforderung eines solchen Projekts ist, die Vielzahl der nötigen Daten intern zu eruieren und zu gewährleisten, dass sie stimmen“, so Ludewig. Beim Stadtwärmenetz wurde der Arbeitspreis in der neuen Formel preisneutral umgestellt. Besonderes Augenmerk legt das Team um Ludewig auf transparente Kommunikation der Preisanpassungen nach außen: „Das ist bei dem Thema das A und O.“

Preis nicht mehr wirtschaftlich

Bei der Dekarbonisierung stehen die Stadtwerke Reichenbach (SWRC) sehr gut da: 40 Prozent ihrer Fernwärme stammen aus Rohbiogas, 60 Prozent aus Erdgas. Doch gerade die Kosten für Rohbiogas machen Lars Lange, Geschäftsführer der SWRC, zu schaffen. Im Gegensatz zu Erdgas, dessen Preis 2023 nach der Preisexplosion 2022 wieder fiel, blieb er beim Rohbiogas hoch: „Damit haben wir einen Kostenfaktor, den wir über das bestehende Preissystem nicht vollständig abbilden können.“ Die Wirtschaftlichkeit war nicht mehr gegeben, eine Neukalkulation des Wärmepreissystems musste her. „Im April dieses Jahres haben wir deshalb ein Sonderprojekt mit der Thüga gestartet, um ein angepasstes und gesetzeskonformes Preissystem und Preisblätter zu erstellen“, sagt Lange. In drei Phasen – Wirtschaftlichkeitsprüfung, Analyse der Kundenstruktur und Optimierung des Preissystems – wurden die entscheidenden Kriterien bearbeitet.

Alte Verträge gekündigt

Die wichtigen To-dos aus dem Projekt hat das Team aus Reichenbach in die Wege geleitet: „Wir haben nun einen wirtschaftlich kalkulierten, rechtskonformen Preis. Um die Preisgleitfomel umzustellen, haben wir Bestandsverträge mit unseren Kunden zum Juni 2025 gekündigt.“ Statt 13 bis 14 Cent pro Kilowattstunde Gas wird die Wärme dann im Mischpreis 19,98 Cent kosten. Lange: „Betroffene Wohnungsbaugesellschaften haben wir im Vorfeld informiert. Im Dezember fand eine Bürgerversammlung statt.“ Er kann nur hoffen, dass die Kunden die neuen Verträge abschließen. Lange macht sich auch Sorgen um das strukturschwache Reichenbach: „Vom CO2-Fußabdruck stehen wir sehr gut da. Aber es gibt keinen Bienchen-Bonus, der uns Geld in die Kassen spült, um die gestiegenen Kosten gegenzurechnen.“

Analyse der Wettbewerbsfähigkeit

„Die neu berechneten Wärmepreise, sowohl für neue als auch für bestehende Wärmenetze, müssen im Wettbewerb bestehen können“, erklärt Schmidt. „Dafür ist ein umfassender Kostenvergleich verschiedener Heizungstechnologien erforderlich.“ In der Kundenkommunikation ist es entscheidend, die Vorteile der Fernwärme hervorzuheben. Neben den geringeren Anschaffungskosten und der platzsparenden Hausübergabestation ist Fernwärme sowohl für Neubauten als auch für Bestandsgebäude sehr gut geeignet. Auch im Gesamtkostenvergleich sollte Fernwärme wettbewerbsfähig sein. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass fossile Heizungen mit Erdöl oder Erdgas durch steigende CO2-Emissionskosten teurer werden. Daher kann Fernwärme den Kunden als klimafreundliche und attraktive Heizlösung angeboten werden.