Dank langjähriger Erfahrung sind die Energieversorgungsunternehmen vor Ort prädestiniert für die Unterstützung und/oder die Aufstellung der KWP bei „ihren“ Kommunen. Zwei Energieversorgungsunternehmen beschreiben ihre Erfahrungen, erläutern die Herausforderungen und reflektieren positiv die Thüga-Unterstützungsleistungen – beispielsweise in Form des Workshops „Fit for KWP“.

„Die Einwohner kennen unsere Autos, unsere T-Shirts und oft auch die Gesichter der Kollegen“, sagt Frank Sieweck. „Wir wiederum kennen, von der Wohnungswirtschaft übers Gewerbe bis zum Schornsteinfeger, praktisch sämtliche Stakeholder vor Ort.“ Trotzdem war es kein Selbstläufer, dass die Energie Mittelsachsen GmbH (EMS), bei der Sieweck den Posten des Kommunalmanagers bekleidet, den Zuschlag für die Kommunale Wärmeplanung (KWP) der Stadt Zerbst/Anhalt erhielt.

„Wir mussten uns mit gutem Wettbewerb messen“, sagt Sieweck. „Da waren Profis dabei, die sich nicht verstecken mussten und die – anders als wir – eine KWP nicht zum ersten Mal durchlaufen. Andererseits sind über Jahrzehnte erarbeitetes Vertrauen und lokale Ortskenntnisse schon ein gewaltiges Pfund, mit dem lokale Energieversorgungsunternehmen bei ihren Kommunen punkten können.“

Eingespielte Partner

Das sieht nicht nur Sieweck so. „Stadtwerke und Kommunen sind gut eingespielte Partner“, heißt es in der diesjährigen Stadtwerketudie vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Die Autoren befragten 100 Stadtwerke und regionale Energieversorger.

Laut der Studie ist die Wärmeplanung eines der wichtigsten gemeinsamen Themen von Stadtwerken und Kommunen. Die Zahl der Kommunen, die den Planungsprozess bereits abgeschlossen haben, ist aber noch gering. Die meisten befinden sich in der Erstellung. Hier steht ihnen und den Stadtwerken als Stakeholdern in den kommenden Jahren noch viel Arbeit bevor. Ihre Zusammenarbeit ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Wärmeplanung.

Individueller Fahrplan

„Am besten gehen Energieversorgungsunternehmen proaktiv auf ‚ihre‘ Städte und Gemeinden zu“, rät Martin Santa Maria aus dem Thüga-Kompetenzteam Erzeugung. „Eine KWP-Kooperation ist zudem immer eine gute Gelegenheit, bei der Ausweisung einzelner Versorgungsgebiete eigene Projekte ins Rennen zu schicken.“

Björn Bein, Referent für Gesellschaft und Politik bei der Wormser EWR AG, gibt ein Beispiel: „Unser Versorgungsgebiet liegt strategisch gut an künftigen Wasserstofftrassen, sodass sich der Energieträger potenziell gut in Industrieprozessen berücksichtigen lässt.“ Wo und wie genau, das hänge von den Gegebenheiten vor Ort ab. „Ein Kriterium wird unter anderem sein, ob wir in den Altstädten neue Wärmeleitungen in einer engen Bebauungsstruktur im Straßenkörper unterbringen können oder nicht.“ Während sich die EMS für die KWP in Zerbst/Anhalt mit dem Dienstleister INFRACON zusammenschloss, gründete die EWR ein eigenes Start-up, die EWR Climate Connection GmbH. „Übergeordnetes Ziel ist, gemeinsam mit den Kommunen einen individuellen Fahrplan zur Klimaneutralität aufzustellen und effizient durch den Prozess zu führen“, sagt Bein. „Für uns steht da ein echtes Partnerschaftsversprechen dahinter.“

Klare Rollenverteilung

Wie bei so vielen Kommunen im Land ist die Zeitachse auch in Zerbst/Anhalt sportlich. „Am 31. Dezember wollen wir fertig sein“, sagt Sieweck. „Das geht nur über eine klare Arbeitsteilung, ein gemeinsames Rollenverständnis und wenn alle Beteiligten Hand in Hand arbeiten.“ Das bedeutet im Falle von EMS und Zerbster Rathaus: Die Kommune fungiert nicht nur als Auftraggeberin. „Sie bestellt auch den KWP-Lenkungskreis, benennt uns für die relevanten Themengebiete kompetente Ansprechpartner und stellt uns alle nötigen Daten zur Verfügung.“ Zum Beispiel solche aus dem Flächennutzungsplan. Beauftragt mit der Projektleitung und -koordination, trägt die EMS das Daten- und Zahlenwerk zusammen. Für die konkreten Berechnungen zeichnet der Partner INFRACON verantwortlich. „Gemeinsam ziehen wir dann aus den Ergebnissen die treffenden Schlüsse und präsentieren sie der Stadt“, erklärt Sieweck.

Leitplanken durch Workshop „Fit for KWP“

Um die Weichen bei der KWP richtig zu stellen, unterstützt die Thüga ihre Partnerunternehmen mit dem Workshop „Fit for KWP“. Auch EMS und EWR haben ihn bereits durchlaufen. „Obwohl wir im KWP-Prozess mit Kommunen aus dem Versorgungsgebiet schon sehr weit waren, hat sich der Workshop rundum gelohnt“, berichtet Björn Bein. Die „Fit for KWP“-Struktur habe die Rolle von zwei Leitplanken übernommen. „Dazwischen blieb sehr viel Raum für individuelle Themen.“

Beins EWR vertiefte zum Beispiel den großen Komplex rund um die Start-up-Gründung: „Einen derart strategischen Schritt mit externen Experten zu reflektieren, hat uns in der Entscheidung sehr bestätigt.“ Insbesondere für die Ausgestaltung auf Arbeitsebene hätten die Teilnehmenden der EWR viel mitgenommen. In Sachen KWP-Erstellung für die Stadt Worms kann Referent Bein inzwischen Vollzug melden. „Was Worms angeht, so haben wir die KWP bereits abgeschlossen – als einer der Ersten im Land.“


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