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Erdwärme ist unabhängig von Wetter, Tages- und Jahreszeit. Einige Thüga-Partnerunternehmen haben sich für Investitionen in Geothermie entschieden. Andere prüfen ihre Bedingungen vor Ort. Perspektivisch wird sie als Quelle für grüne Energie an Fahrt aufnehmen.
Deutschland hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Bis 2030 muss der Anteil der erneuerbaren Energien bei der Wärmeversorgung bei 50, 2045 bei 100 Prozent liegen. Aktuell beträgt er magere 16 Prozent. Umso wichtiger, dass auch die Stadtwerke alle Möglichkeiten prüfen und nutzen – auch solche, die bislang eine eher untergeordnete Rolle spielen. Welche Möglichkeiten für eine Transformation der Wärmeversorgung gibt es? Neben dem Einsatz von Biomasse und Abwärme könnte auch Geothermie eine wachsende Bedeutung zukommen. In einer dreiteiligen Serie stellen wir Ihnen die verschiedenen Optionen vor.
Für eine umweltfreundliche Energiegewinnung ist es wichtig, alle Möglichkeiten zu nutzen. Auch Geothermie kann zur Fernwärme- und Strom-Erzeugung beitragen, prädestiniert sind drei geologische Gebiete in Deutschland. Die Thüga unterstützt ihre Partnerunternehmen dabei, die Wirtschaftlichkeit von Vorhaben fachkundig zu bewerten.
Geothermie, auch Erdwärme genannt, ist die unterhalb der festen Oberfläche der Erde gespeicherte Wärmeenergie. Je tiefer man in das Innere der Erde vordringt, desto wärmer wird es. In Mitteleuropa nimmt die Temperatur um etwa drei Grad pro 100 Meter Tiefe zu. Große Potenziale für die Wärmeversorgung verspricht die tiefe Geothermie. Dabei wird aus bis zu 5.000 Meter tiefen Bohrlöchern bis zu 200 Grad heißes Wasser aus wasserführenden Schichten gepumpt und die Tiefenwärme in einem Heizkraftwerk in Strom (nur bei hohen Temperaturen) und Fernwärme umgewandelt. Sie wird in der Regel in einem bestehenden Fernwärmesystem zum Kunden gebracht. Über ein zweites Bohrloch wird das abgekühlte Wasser wieder in die Tiefe zurückgepresst. Der Vorteil von Geothermie: Einmal angezapft, steht sie unabhängig von Wetter, Tages- und Jahreszeit zur Verfügung.
In Deutschland sind drei Gebiete geologisch für tiefe Geothermie prädestiniert: der Oberrheingraben zwischen Basel und Frankfurt, das sogenannte Molassebecken im bayerischen Voralpenland bei München und das norddeutsche Tiefbecken.
Bei Admir Hadzikadunic vom Thüga-Kompetenzteam Erzeugung (MA-E) landen die Anfragen, die aus der Thüga-Gruppe zur Geothermie kommen. Er begrüßt, dass alle Möglichkeiten, die Wärmewende umzusetzen, auf ihre Anwendung geprüft werden. „Die Energiebranche steht unter Druck: Wir müssen den Einsatz von fossilen Brennstoffen minimieren, um die Transformation in eine Klimaneutralität zu schaffen.“ Gleichzeitig sei es elementar, dass Partnerunternehmen genau ermitteln, welche Rahmenbedingungen vor Ort herrschen, das heißt, welche CO2-freie Lösungen möglich sind, welche Förderprogramme für sie infrage kommen und welche Investitionen nötig sind. Bei einem Großprojekt wie der Geothermie würden sich diese in einem hohen zweistelligen Millionenbetrag bewegen.
„Erneuerbare Energien müssen sich künftig genauso dem Wettbewerb stellen wie aktuell fossile Energien“, gibt Admir Hadzikadunic zu bedenken. „Deshalb sollten Geothermie-Vorhaben gut überlegt sein.“ Generell habe Thüga keine Präferenzen, welcher Mix aus Erneuerbaren die Dekarbonisierung vorantreibe.
Einige Thüga-Partnerunternehmen haben sich bereits für eine Investition in Geothermie entschieden, wie beispielsweise die badenova. Der Energieversorger aus Freiburg hat sich das Ziel gesetzt, bis 2035 eine Terrawattstunde grüne Wärme zu liefern. „Mit diesem Ziel leisten wir unseren Beitrag zur Wärmewende in der Region“, sagt Vorstand Heinz-Werner Hölscher. „Zum Einsatz kommt ein Mix grüner Wärmequellen wie Biomasse, Wärmepumpen, industrielle Abwärme oder eben Erdwärme.“ Eines der Leuchtturmprojekte auf diesem Weg: das Geothermie-Vorhaben Erdwärme-BREISGAU. Ein eigens einberufener geologischer Expertenrat erarbeitet derzeit, welche Standorte sich besonders für eine Bohrung eignen. Ergebnisse erwartet badenova im Herbst.
Neben den umfangreichen geologischen und tektonischen Untersuchungen, die im Vorfeld eines Vorhabens nötig sind, trägt eine transparente Kommunikation über eine mögliche Standortwahl zum Gelingen des Projekts bei. „Viele Bürgerinnen und Bürger befürchten bei Geothermie Erdbeben oder Hebungen wie in Staufen im Breisgau“, sagt Klaus Preiser, technischer Geschäftsführer der badenovaWÄRMEPLUS. „Deshalb ist es wichtig, die Bedenken und Ängste der Menschen bei solchen Vorhaben immer mitzudenken und sie frühzeitig in die Projekte einzubinden und ihre Fragen zu beantworten.“
Auch die N-ERGIE möchte herausfinden, ob und in welchem Umfang sie Erdwärme zur umweltfreundlichen Energiegewinnung nutzen kann. „Unser Ziel ist die grüne Fernwärme“, sagt Maik Render, Vorstand Markt und Technik der N-ERGIE. „Nicht-fossile Quellen machen in Nürnberg bereits einen Anteil von rund einem Drittel aus. Um weiter unabhängig von Erdgas zu werden, werden wir sämtliche Möglichkeiten nutzen.“ Die N-ERGIE hofft, dass Erdwärme ein Baustein dafür werden kann. Deshalb hat das Energieunternehmen Anfang Februar einen Antrag zur Untersuchung des Erdwärme-Potenzials im Stadtgebiet Nürnberg beim Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) eingereicht. Bislang wurde die Geologie in Nordbayern als weniger günstig für die Nutzung von tiefer Geothermie angesehen. Jüngste Erkenntnisse und technologische Entwicklungen lassen jedoch auch für den fränkischen Raum ein gewisses Potenzial vermuten. „Wenn die Untersuchungen die erhofften positiven Ergebnisse liefern, wollen wir so bald wie möglich mit der Planung entsprechender Anlagen beginnen“, sagt Magdalena Weigel, Vorstand Personal und IT der N-ERGIE.
Während die badenova und N-ERGIE ihre Vorhaben ohne Beteiligung von Thüga-Know-how durchführen können, ist Admir Hadzikadunic mit den Stadtwerken Kaiserslautern (SWK) im Austausch. „Wir unterstützen die Kollegen vor Ort unter anderem bei einer Wirtschaftlichkeitsbewertung. Hier liegt aktuell unsere Stärke.“ Die Aktivitäten der Partnerunternehmen wie der N-ERGIE und der badenova würden aber zeigen, dass Geothermie zur Wärmeversorgung perspektivisch in den nächsten Jahren an Fahrt aufnimmt.