Einfamilienhausbesitzer haben sich von reinen Strom- und Gasabnehmern zur Kundschaft für Energiedienstleistungen gewandelt. Ein Schlüssel sind HEMS: Sie ermöglichen der Kundschaft deutliche Einsparungen und Stadtwerken langfristigen Kundenkontakt. Die ersten Partnerunternehmen gehen die Vermarktung aktiv an.

Heim-Energiemanagementsysteme (HEMS) verbinden Stromerzeugungsanlagen wie Photovoltaikanlagen oder Balkonkraftwerke mit dem heimischen Batteriespeicher und den einzelnen Verbrauchern im Haus wie der Wärmepumpe oder der Wallbox. Mit einem ganzheitlichen Angebot aus HEMS und unterschiedlichen Energiedienstleistungen können sich Stadtwerke in einem wettbewerbsintensiven Markt wirksam differenzieren. Cross-Selling-Angebote etwa über das Angebot dynamischer Stromtarife tragen anschließend zur Stabilisierung des Kerngeschäfts bei und schützen vor dem Verlust treuer Bestandskunden. Seit Januar 2025 können Partnerunternehmen der Thüga auf das offene Rahmenabkommen mit CleverPV zurückgreifen, einem Software- Anbieter für Heim-Energiemanagementsysteme.

Wie ordnen Partnerunternehmen die Bedeutung und die Marktchancen dieser Technik ein? Ein Stimmungsbild.

Katharina Wölfel, Produktmanagerin Non-Commodity, eins energie in Sachsen

Nils Methling, Produktmanager für Digitalisierung und Customer Experience, WEMAG

Maren Scheck, Portfolio- und Innovationsmanagement, und Christoph Hofmann, Teamleiter Energiedienstleistungen, Stadtwerke Radolfzell

Warum sind HEMS für Ihr Stadtwerk wichtig?

Im Zusammenhang mit unserem Angebot an Energiedienstleistungen (EDL) haben HEMS für uns eine hohe Priorität. Wir sind der Partner für die Energiewende bei unseren Endkunden. Mit HEMS können wir sie langfristig begleiten und helfen, Energiekosten immer weiter zu optimieren.

Im Wandel der Energiewirtschaft braucht es innovative Lösungen, und HEMS sind für uns ein essenzieller Baustein. HEMS werden zukünftig eine große Hilfe sein, unsere Beschaffung tageszeitaktuell zu optimieren. Dann haben wir eine Win-win-Situation für uns und unsere Kundschaft.

Scheck: Grundsätzlich will unsere Stromkundschaft heute immer unabhängiger, nachhaltiger, kosteneffizienter werden. Da die Einspeisevergütungen für Solarstrom immer uninteressanter werden, sind HEMS, welche die unterschiedlichen Erzeuger und Verbraucher im Haus untereinander optimieren, genau das Richtige.

Wie wollen Sie HEMS in Ihre bestehenden Geschäftsmodelle integrieren?

Wir sind im Januar 2025 gestartet. Unser Angebot: Alle, die über uns eine PV-Anlage realisieren, bekommen von uns die CleverPV-HEMS-Lösung ein Jahr lang kostenlos dazu.

Der Thüga-Austauschkreis hat uns den Weg zu unserer HEMS-Lösung mitgeebnet. Wir werden sie gezielt der Kundschaft anbieten, die bereits eine PV-Anlage besitzt oder mit uns realisieren möchte. Besonders attraktiv wird das Angebot durch die tiefe Integration unserer Ökostromtarife – insbesondere unseres dynamischen Stromtarifs.

Hofmann: Aus unserer Sicht muss sich ein HEMS-Kunde für die Sache interessieren. Einfamilienhausbesitzer mit PV-Anlage und Peripheriegeräten nutzen gerne eine App, um sich zu informieren oder Schwellwerte zu ändern. Für uns ist das die ideale Zielgruppe. Wie sehen Sie die Entwicklung in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

Wie sehen Sie die Entwicklung in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

Für Prosumer werden HEMS in Zukunft Standardinstrumente sein. Da stellt sich dann die
Frage, von wem sie kommen und wer diesbezüglich langfristig den Kontakt mit den Kunden halten kann. Am Managementsystem selbst werden wir wohl kein Geld verdienen.
Hier gilt es, den gesamten Business Case zu betrachten. Durch HEMS werden wir die Kundschaft langfristig binden.

Im Zentrum steht für uns die langfristige Kundenbindung über HEMS. Wir wollen in den nächsten Jahren das Angebot für unsere Kundschaft in Richtung Mieterstrom oder Energie-Sharing weiter ausbauen.

Scheck: Es drängen viele neue Anbieter in den Markt. Für uns sind HEMS eine Chance, uns als Lösungsanbieter zu profilieren und die Kostenvorteile der dynamischen Stromtarife voll auszuschöpfen.

Welche Schritte haben Sie bereits zur Einführung von HEMS unternommen?

Wir haben unsere PV-Bestandskunden angeschrieben. Auf der ersten regionalen Baumesse hatten wir die Lösung ebenfalls mit dabei. Wir testen sie auch im Kreis der Mitarbeitenden. Die ersten Umsetzungen einer PV-Anlage mit HEMS werden im Laufe des ersten Halbjahres 2025 kommen.

Bei uns ist der HEMS-Start für April/Mai geplant. Wir haben uns für die Whitelabel-Lösung von CleverPV entschieden. Wir wollen, dass unsere Kundschaft mit der WEMAG interagiert und nicht durch unterschiedliche Anbieter auf dem Markt verwirrt wird.

Scheck: Wir werden im Laufe des Jahres starten und HEMS über CleverPV mittels Coupons an unsere Kundschaft vermarkten. Auf der Basis dieser Erfahrungen werden wir die weiteren Schritte planen.