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Wie anspruchsvoll und essenziell die Arbeit im Störfall ist, zeigt das Einsatzbeispiel eines schweren Hauptleitungsschadens. Für ihre Partnerunternehmen hält Thüga unter anderem einen Leitfaden für die Organisation von Bereitschaftsdiensten bereit.
Der Bereitschaftsdienst für versorgungstechnische Störfälle ist eine oft unterschätzte Dienstleistung. Stadtwerke und regionale Versorger müssen eigenständig Teams von Fachkräften zur Verfügung stellen, die 24 Stunden am Tag bereitstehen. Für kleinere und größere Störungen bis hin zum Katastrophenfall steht der Bereitschaftsdienst oft vor Aufgaben, die technisch anspruchsvoll sind, schnell behoben werden müssen und bei denen man oft unter hoher Stressbelastung den Überblick behalten muss. Das gilt nicht nur an der Störstelle, sondern teils auch im umliegenden öffentlichen Raum – etwa, wenn ganze Straßenzüge von einem Gas- oder Wasserschaden betroffen sind.
Wie die ideale Organisation einer so essenziellen Notfallversorgung abläuft, ist allerdings nicht übergreifend geregelt. Jedes Versorgungsunternehmen ist hierbei auf sich gestellt. Deshalb hat die Thüga vor zehn Jahren erstmals einen Leitfaden für die Partnerunternehmen der Thüga-Gruppe herausgebracht, der die wesentlichen Aspekte der Bereitschaftsdienstorganisation übersichtlich zusammenfasst, auf die häufigsten Fragestellungen eingeht und Lösungswege, inklusive Ablaufpläne und Checklisten, zur Verfügung stellt.
Der Leitfaden behandelt sowohl juristische als auch organisatorische Themen. Im rechtlichen Teil werden Fragen der Haftung bei Versorgungsstörungen sowie Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes im Kontext mit dem Bereitschaftsdienst geklärt. Der organisatorische Teil befasst sich mit den notwendigen Kompetenzen und Qualifikationen der bereitschaftsdienstleistenden Personen, den Einsatzzyklen und Fragestellungen bezüglich Ablauforganisation und dem Umfang des Bereitschaftsdienstes in den Sparten Strom, Gas und Wasser. Im Anhang finden sich nützliche Alarmierungsmatrizen und Checklisten.
Der Thüga-Arbeitskreis „Bereitschaftsdienst“ hat diesen Leitfaden jetzt redaktionell und inhaltlich überarbeitet und für 2023 aktualisiert. Anlass war die Überarbeitung des für Gas und Wasser geltenden DVGW-Arbeitsblattes GW 1200. Die inhaltlichen Aktualisierungen betreffen unter anderem:
Neben einigen inhaltlichen Änderungen wurde der Leitfaden redaktionell überarbeitet, z. B. wurden Aussagen klarer formuliert und ein Abkürzungsverzeichnis ergänzt.
Wie die Schritte eines Einsatzes für den Bereitschaftsdienst in der Entstörung ablaufen, erläutern zwei Experten vom Thüga-Partnerunternehmen SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG: Björn Koch-Becker, Teamleiter im Netzbau und Rufbereitschaftsführer für Entstörung der Gas- und Wasser-Versorgung, und Bernd Bohn, Bereichsleiter Technischer Service.
„Wenn ein Störfall von einem Kunden gemeldet wird, läuft dieser bei uns in der Querverbund-Netzleitstelle ein. Dort wird durch gezielte Fragestellungen zunächst eine Vorklassifizierung vorgenommen. Der Fall wird dann an den Rufbereitschaftsführer sowie an einen Monteur weitergeleitet. Ist die Dringlichkeitsstufe als Kategorie 1 eingestuft, machen sich die Fachleute direkt mit dem Einsatzfahrzeug auf den Weg zur Schadensstelle. Nach der Erstsicherung der Stelle werden Maßnahmen zur Schadensabwehr getroffen. Dann wird die Schadensbehebung organisiert, was tagsüber aufgrund der Personalkapazitäten einfacher als in der Nacht ist. Allerdings kommen die meisten Störungsmeldungen abends nach Feierabend rein. Nach einer Nachklassifizierung kann die Lage gegebenenfalls als entspannter eingestuft werden. Parallel dazu werden notwendige Dienstleister, etwa Tiefbauer, organisiert. Schließlich versuchen wir, an die betroffene Stelle zu kommen, um den Schaden zu beheben.“
Welche organisatorischen Höchstleistungen von den Bereitschaftsdienstlern bei einem größeren Schaden erbracht werden müssen, zeigt beispielhaft ein Fall aus dem letzten Winter in Kaiserslautern, bei dem Björn Koch-Becker im Einsatz war. Hier war eine gusseiserne Hauptwasserleitung gebrochen, wahrscheinlich ausgelöst durch Spannungsveränderungen im trockenen Erdreich. „Beim Eintreffen hat man schon gesehen, dass die Straßenoberfläche durch das unterirdisch ausgetretene Wasser richtig ausgebeult war. Die Bordsteine hatten sich nach oben gewölbt, das Erdreich darunter war schon massiv ausgespült. Wir mussten erst einmal mit unseren Einsatzfahrzeugen die Straße absperren und die Situation sichern. Dann haben wir uns einen Überblick verschafft und das Leck per Korrelationsmessverfahren orten können.
Gleichzeitig haben wir dann ein Tiefbauunternehmen kontaktiert und mehrere Behördengenehmigungen eingeholt. Die Anwohner mussten von uns informiert werden, eine nahe gelegene Grundschule wurde geschlossen und der ÖPNV musste kontaktiert werden, da auf der beschädigten Straße mehrere Buslinien verliefen. Der Einsatz startete um 06:30 Uhr, also zum Beginn der Hauptverkehrszeit, was die Organisation zusätzlich erschwerte. Die Straße wurde dann geöffnet und den Schaden haben wir noch am selben Tag mit einer Rohrbruchdichtschelle beheben können. Zusätzliche Probleme gab es bei der Instandsetzung der immensen Straßenschäden, da wir – es war Jahresende – viel in die Gänge leiten mussten, um die entsprechenden Baumaterialien zu beschaffen.“