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Im ersten Halbjahr 2023 wurden in Deutschland an Land 331 neue Windenergieanlagen installiert, genehmigt fast 600. „Bis zur Jahresmitte wurden damit bereits drei Viertel der im Gesamtjahr 2022 erteilten Neugenehmigungen erteilt“, sagt Thomas Walther, Geschäftsführer der Thüga Erneuerbare Energien. „Die Richtung stimmt wieder. Von den für 2030 anvisierten 115 GW Gesamtkapazität sind wir trotzdem noch ein gutes Stück entfernt.“
Im Schnitt dauert die Genehmigung einer Windenergieanlage zwei Jahre, die Umsetzung insgesamt vier bis fünf. „In der Praxis haben wir Projekte, die doppelt so lang dauern. Manches geht auch schnell“, erzählt Walther. „Manche Behörden haben engagierte Mitarbeiter, die etwas voranbringen. An anderen Orten fehlen sie. Und die wenigen, die es gibt, werden in der Wirtschaft in der Regel auch noch besser bezahlt als im öffentlichen Dienst.“ Darüber hinaus hemmen noch ganz andere Dinge den Ausbau.
Während bei der Photovoltaik die Gestehungskosten in den letzten Jahren gesunken sind, sind sie beim Wind seit 2022 gestiegen. „Es gab Steigerungen von 25 bis 30 Prozent“, so Walther. Fundamente und die rund 150 bis 180 Meter hohen Windtürme sind in der Gesamtkalkulation signifikante Größen. Der Beginn des Kriegs in der Ukraine markiert einen Wendepunkt bei Beton- und Stahlpreisen.
Eine Onshore-Windanlage benötigt relativ wenig Platz und ermöglicht so die landwirtschaftliche Nutzung eines Großteils des Windparkgeländes. „Wenn es sich dabei um kommunale Flächen handelt, so freut das die Gemeinden, denn sie bekommen für mit Windkraft bebautes Land zusätzlich zur sonstigen Nutzung noch die Pacht und die Gewerbesteuer“, ordnet Walther ein. Aktuelle Herausforderung: Windenergieanlagen mit ihren bis zu sieben MW Leistung benötigen fast immer den direkten Anschluss ans Hochspannungsnetz und somit ein Umspannwerk. „Dessen Aus- oder Neubau kann im Gesamtprojekt der eigentliche Hemmschuh sein.“
Die aktuelle Kostensituation schränkt die Möglichkeiten zur Beteiligung von Anwohnern und Gemeinden ein. Die Akzeptanz und Attraktivität eines Windenergieprojekts wäre deutlich größer, wenn sich im direkten Umfeld Lokalstrom günstig beziehen ließe. Walther: „Wenn Anwohnende die Möglichkeit hätten, über günstigere Strompreise direkt von einem Wind- oder Solarpark zu profitieren, würde das aus meiner Sicht die Bereitschaft deutlich erhöhen, Projekte aktiv zu fördern und vor Ort auch einzufordern.“ Für Walther wäre das eine Möglichkeit des Gesetzgebers, den Ausbau weiter anzukurbeln. Mit dem Anschluss einer Anlage an das öffentliche Stromnetz greifen allerdings noch immer Mechanismen, die das verhindern.