Wo befinden sich bereits heute potenzielle Abnehmer für klimafreundlichen Wasserstoff? Gibt es regionale Verbrauchs-Cluster, die im Zuge der H2-Transformation versorgt werden wollen? Die Thüga liefert ihren Partnerunternehmen mit dem HyPotentials-Projekt wertvolle Detailanalysen über die Nachfrageseite des zukünftigen Wasserstoffmarkts.

1. Transparenz erreichen

Für den Aufbau einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Wasserstoffversorgung ist aktuell vor allem Markttransparenz gefragt. Wer sind schon heute potenzielle Abnehmer für klimafreundlichen Wasserstoff, wo sind ihre Standorte, wie hoch sind voraussichtlich die regionalen Bedarfe? Auf Basis dieser Informationen können Energieversorger strategische Entscheidungen über Investitionen, Marktbearbeitung und Infrastrukturplanung treffen. Auch die gezielte Ansprache potenzieller Abnehmer zum Aufbau früher H2-Ökosysteme – zum Beispiel im Rahmen erster Demoprojekte – soll dadurch möglich werden. Die „Thüga H2-Plattform“ hat hierfür in Kooperation mit dem Fraunhofer IEE und der Geospin GmbH das Projekt HyPotentials ins Leben gerufen. Hier werden unter anderem detaillierte Analysen regionaler Bedarfe durchgeführt, um potenzielle Wasserstoffabnehmer zu identifizieren und zu lokalisieren.

2. Markttransparenz über große Ankerkunden hinaus

Großabnehmer aus Industrie und Gewerbe sind entscheidend für die Transformation der Gasnetze. Sie schaffen einen Grundabsatz und sind wirtschaftlich wichtige Kunden für Energieversorger. Diese sogenannten Ankerkunden sind allerdings nicht allein ausschlaggebend bei der Infrastrukturplanung: „In der Thüga-Gruppe müssen wir sicherstellen, dass wir nicht nur Großunternehmen, sondern alle potenziellen Abnehmer für Wasserstoff versorgen können, die langfristig auf Wasserstoff angewiesen sind. Deshalb identifizieren wir bei HyPotentials neben Ankerkunden vor allem auch Verbrauchs-Cluster von mittelständischen und kleinen Unternehmen“, erläutert Philipp Kampmann, der bei der Thüga für den Aufbau von H2-Ökosystemen zuständig ist.

3. Steckbriefe mit wesentlichen Informationen zu Abnehmergruppen

HyPotentials beinhaltet zwei Projektschwerpunkte: Im ersten Arbeitspaket wurden mittels Top-down-Analysen potenzielle H2-Abnehmergruppen (HyPotentials) identifiziert und auf Basis H2-relevanter Kriterien bewertet. Zudem wurden Studien zu erwartenden regionalen Wasserstoffbedarfen ausgewertet. „Wir haben zur Bedarfsprognose Studien herangezogen, in denen sich der Wasserstoffbedarf nur aus dem Anteil des heutigen Erdgasverbrauchs ableitet, den man nicht oder nur sehr schwer zum Beispiel mit Strom ersetzen kann. Auf diese Weise versuchen wir, uns den realen zukünftigen Bedarfen in der Region zu nähern”, so Kampmann. Für jede HyPotentials-Gruppe wurde ein Steckbrief erstellt, der wichtige Informationen auf einen Blick darstellt. Darunter finden sich branchenspezifische Details, heutige und zukünftige Wasserstoffnutzung, Potenzialanalyse und Zahlungsbereitschaft. Zur besseren Übersicht und Bewertbarkeit werden die Wasserstoffabnehmer in die Potenzialgruppen A, B und C eingeteilt.

4. Adressdatenbank & Standort potenzieller Abnehmer

Beim zweiten Projektschwerpunkt werden datenbasierte Bottom-up-Analysen durchgeführt, bei denen potenzielle H2-Kunden möglichst genau unter die Lupe genommen werden. Im Ergebnis liegt dann eine Datenbank potenzieller Abnehmer samt Unternehmensadressen und einer skalierbaren HyPotentials-Karte vor. Diese individuellen Analysen werden exklusiv für die Mitgliedsunternehmen der „H2-Plattform“ durchgeführt. Damit die Projektergebnisse auf die realen Bedürfnisse der Energieversorger zugeschnitten werden können, sind die Thüga-Partnerunternehmen badenova AG, eins energie in sachsen GmbH und die Energie Mittelsachsen GmbH als Sparringspartner und Impulsgeber im Projekt eingebunden. „Aktuell treibt uns als Verteilnetzbetreiber die Frage nach der Transformation der Erdgasnetze sowie dem Aufbau bedarfsgerechter H2-Infrastrukturen um“, erläutert Maria Hagen (badenovaNETZE). „Die komplexen Ausgangsbedingungen machen es uns dabei schwer, eine solide Basis für unsere strategische Ausrichtung und Netzplanung zu finden.“ Denn in der Netzplanung gilt: Infrastruktur folgt Bedarf. Die perspektivischen Wasserstoff-Bedarfe mittelständischer Kunden lassen sich im Gegensatz zu den „gesetzten“ H2-Großabnehmern aber nicht belastbar quantifizieren, ohne ressourcenintensive Schätzungen vorzunehmen. Hagen: „Genau an der Stelle greifen die Ergebnisse von HyPotentials – sie stellen uns eine valide Abschätzung von Bedarfen unserer Region zur Verfügung und zeigen auf, welche regionalen Hotspots und Unternehmen wir neben den uns bekannten Ankerkunden in der Frühphase der H2-Netzplanung fokussiert in den Blick nehmen müssen.“ Perspektivisch soll aus dem HyPotentials-Projekt ein Wasserstoff-Portal mit verschiedensten Datenebenen entwickelt werden, um in Form eines digitalen Zwillings regionale H2-Ökosysteme abbilden zu können – von der Erzeugung über den Transport bis hin zum Verbraucher.