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Am Freitag, den 10. November 2023 diskutierten auf dem Dach des Deutschen Bundestages Parlamentarier:innen, Vertreter:Innen aus den Ministerien und weitere politische Akteur:innen mit Thüga- Beiratsmitgliedern und Stadtwerke-Vertreter:innen über die Einführung einer Grüngasquote im Wärmebereich.
Das nunmehr zweite Parlamentarisches Frühstück der Thüga stand unter einem guten Stern: Der sonnige Freitagmorgen brachte die Berliner Skyline zum Strahlen, während sich rund 40 Akteur:innen aus dem politischen Berlin zum Frühstück mit der Thüga im Käfer Dachgartenrestaurant im Deutschen Bundestag zusammenfanden. Neben der exklusiven Bewirtung trug zum Erfolg der Veranstaltung die Aktualität des Themas bei: Im Anschluss an die lebhafte Diskussion zum Konzept einer Grüngasquote eilten die Parlamentarier nämlich ins Plenum, um über die EnWG-Novelle mit dem Beschluss zur Errichtung eines Wasserstoff-Kernnetzes zu debattieren.
Lena Burchartz aus dem Berliner Büro der Thüga betonte die Notwendigkeit der Verfügbarkeit von grünem H2 für alle Sektoren und stellte mit Blick auf zahlreiche aktuelle Gesetzgebungsverfahren, in denen der Rahmen für die Versorgung mit H2 gesetzt wird, fest: „Jetzt ist Zeit, über klimaneutrale Gase als Teil der Energieversorgung von morgen zu sprechen.“ Sie dankte MdB Andreas Rimkus, Wasserstoffbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion, für sein Engagement für den H2-Hochlauf und betonte die Bedeutung von klimaneutralen Gasen für die Thüga-Stadtwerke.
Die Teilnehmenden wurden nach ihren Fragen und Anliegen zum Thema mit einer Umfrage eingebunden.
Im Anschluss stellte MdB Andreas Rimkus das Konzept einer Grüngasquote vor. Unterstützt wurde er durch MdB Bengt Bergt (SPD), der mit ihm zusammen das Konzept entwickelt hat. Die Idee wurde insbesondere durch einen Handelblatt-Artikel im Sommer 2023 bekannt und wird seitdem in Expertenkreisen unter Parlamentarier:innen, politischen Akteur:innen und in den Verbänden diskutiert. Das Konzept wurde aus der Praxis gespiegelt von Stefan Vergo, Geschäftsführer der Stadtwerke Heide, der die möglichen Implikationen der Einführung eines solchen Instrument auf sein Stadtwerk darstellte.
Im Anschluss an die Impulse entwickelte sich zwischen den Teilnehmer:innen und den Referenten des Frühstücks eine lebhafte Diskussion zum Konzept der Grüngasquote. Sie wurde dabei als eine Möglichkeit gesehen, das Henne-Ei-Problem der Mengenverfügbarkeit der klimaneutralen Gasen aufzulösen.
Das Konzept sieht eine jährlich anwachsenden prozentualen Verpflichtung der Vertriebe zur Substitution von fossilem Erdgas mit klimaneutralen Gas auf die an Endkunden in Deutschland gelieferten Gasmengen vor. Für die Erfüllung der Verpflichtung mit erneuerbaren bzw. treibhausgasarmen Gasen stellt die CO2-Bilanz bzw. die Lebenszyklus-THG-Emissionen der einzelnen Gase, die für die Erfüllung in Frage kommen, die Grundlage dar. Damit soll zum einen erreicht werden, dass jetzt Investitionsentscheidungen für erneuerbare und treibhausgasarme Gase getroffen werden können, zum anderen dass spätestens 2045 der Anteil des in Deutschland verwendeten Gases am Inhalt des deutschen Gas- bzw. Wasserstoffnetzes auch physisch erneuerbaren Ursprungs ist. Potenzielle Erzeuger würden durch das Instrument Informationen über die benötigte Mengen auf der Abnehmerseite und so eine größere Planungssicherheit erhalten. Auch für Gas-VNB als potenzielle H2-Infrastrukturbetreiber würde eine solche Verpflichtung, zusammen mit lokalen Transformationsplänen wie dem Gasnetzgebietstransformationsplan und den kommunalen Wärmeplänen, zu einer größeren Planungssicherheit für die Dimensionierung der Netze führen.
Herr Vergo wies darauf hin, dass sich in der konkreten Umsetzung noch einige Fragen stellten. Es sei nicht klar, wie in der Anfangsphase mit möglichen Lieferengpässen für grüne Gase umgegangen werden könne, sodass Stadtwerke nicht die Gefahr liefen, eine Pönale zu zahlen. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Höhe der Preissteigerung für Gas und der Umgang damit bei den Stadtwerken. Abgesehen von diesen praktischen Fragen traf das Konzept bei ihm und den anderen Frühstücksteilnehmer:innen allerdings auf viel positive Resonanz. Insbesondere die Marktnähe des Instruments wurde begrüßt, sowie dass die Einführung kostenneutral für den Haushalt wäre. Das Fazit: Ein solches Instrument müsste bald kommen, damit es die gewünschte Wirkung auf die Produktion von klimaneutralen Gasen hätte.
Unter den Teilnehmer:innen waren auch die Thüga-Beiratsmitglieder Udo Glatthaar, Oberbürgermeister aus Bad Mergentheim und Vorsitzender des Thüga-Beirats, Andreas Hein, Landtagsabgeordneter aus Schleswig-Holstein und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Heide sowie Silvio Krause, Bürgermeister der Stadt Amtsberg in Sachsen. Letzterer betonte auch mit Blick auf die bisher fehlende Einbindung der Industriecluster rund um Chemnitz in die Pläne des Wasserstoff-Kernnetzes, dass Infrastrukturausbau und Mengenverfügbarkeit von klimaneutralen Gasen Hand in Hand gehen müsse und dabei keine Region ins Hintertreffen geraten sollte.
Die Diskussion verdeutlichte, dass die Einführung eines Instruments wie der Grüngasquote einen wichtigen Beitrag leisten könnte, um die Startschwierigkeiten beim H2-Hochlauf zu überwinden und klimaneutrale Gase für alle Sektoren erreichbar zu machen. Flankiert werden müsste die Einführung natürlich mit weiteren gesetzlichen und regulatorischen Reformen. Dabei wäre sicher hilfreich, wenn die Verantwortlichen etwas von dem Pioniergeist des Grüngasquoten-Konzepts übernehmen könnten.