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Weg von den fossilen, hin zu den erneuerbaren Energien: Immer mehr Stadtwerke wollen die Energiewende mithilfe von Solar- oder Windparkanlagen vorantreiben. Die Folge: Das Geschäft für die Thüga Erneuerbare Energien (THEE) brummt. Geschäftsführer Thomas Walther berichtet über die aktuelle Lage.
Herr Walther, wie läuft es bei der THEE?
Auch wenn sich das vielleicht komisch anhört: Die aktuelle Strompreissituation kommt uns zugute. Wir können sehr viele Projekte umsetzen, auch weil wir im Sommer von unseren Gesellschaftern eine Kapitalerhöhung von knapp 30 Millionen Euro erhalten haben. Der größere Teil des Geldes ist bereits für die nächsten neun Monate verplant. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir Mitte nächsten Jahres eine erneute Kapitalerhöhung benötigen. So eine Erhöhung birgt auch die Möglichkeit, dass sich weitere Gesellschafter bei der THEE engagieren.
Sind die Projektanfragen gestiegen?
Wir haben sehr viele Projekte, die angeschoben sind, und es kommt wöchentlich ein Projekt dazu. Die Gesellschafter sind sehr umtriebig: Sie sind von ihren eigenen Gremien als auch von Grundstückeigentümern angehalten, die Energiewende vor Ort zu beschleunigen. Tatsächlich handelt es sich nicht nur um Solarprojekte, wie zuletzt, sondern auch um Windparks – drei davon in Bayern.
Das heißt, das Geschäft brummt?
Ja. Für die nächsten drei, vier Jahre ist unsere Projekt-Pipeline gut gefüllt. Damit wir das Volumen auch abarbeiten können, ist es uns gelungen, zwei weitere Planer für den Solarbereich einzustellen, die Ende 2022 bei uns anfangen.
Wie stark ist die THEE von Material- und Lieferengpässen betroffen?
Leider hat sich an der Misere noch nichts geändert: Bauteile werden teurer, ebenso wachsen Lieferzeiten. Eigentlich weiß kein Lieferant, was er wie wann anbieten kann und mit welchen Lieferfristen.
Werden die Kosten für Strom hoch bleiben?
Nach allem, was wir an der Börse sehen, gehen wir davon aus, dass sich die Situation in den nächsten drei, vier Jahren nicht ändert. Da wir dadurch auch höherer Erlöse generieren, können wir die Kosten kompensieren. Das funktioniert aktuell noch gut. Ob das so bleibt, ist schwer abzuschätzen. Ich denke, dass die Politik beim Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 darauf Bezug nimmt und dass es weitere Verordnungsrichtlinien der Bundesnetzagentur in Richtung Ausschreibung für die EEG-Tarife geben wird, um sicherzustellen, dass die Projekte auch wirtschaftlich umgesetzt werden können.
Wie schätzen Sie die Stromsituation für den Winter ein?
Ich hoffe, dass die aktuellen Diskussionen um mögliche Blackouts dadurch motiviert sind, dass sich niemand vorwerfen lassen will, nicht rechtzeitig auf die Schwächen im Strombereich hingewiesen zu haben. Es wäre schon katastrophal, wenn wir einen harten Winter bekämen. Man muss die Netze auch gesamteuropäisch sehen, vor allem Frankreich mit einbeziehen. Aktuell sind viele Atomkraftwerke in Revision und können wegen fehlendem Kühlwasser nicht betrieben werden. Wenn sich diese Situation Richtung Winter nicht ändern sollte, könnte es an einigen Stellen eng werden, vor allem, weil viele Franzosen mit Strom heizen. Aber es wird keinen tagelangen oder gar wochenlang Blackout geben.
Ist der Widerstand gegen Windpark- oder Solaranlagen gesunken?
Leider nein. Und ich fürchte, daran wird sich auch nichts ändern. Die Gründe, warum jemand gegen erneuerbare Energien oder die Energiewende ist, sind so individuell, dass sie durch keine objektive Diskussion eingefangen werden können. Gemäßigtere Gegner lassen sich vielleicht durch den Anreiz einer Beteiligung an einem Windpark und einer gewissen Verzinsung überzeugen. Aber die ganz Radikalen kriegen wir nicht.
Profitiert die THEE vom Thüga-Netzwerk?
Als Bestandteil der Thüga-Gruppe und von kommunalen Unternehmen haben wir eine hohe Glaubwürdigkeit bei den Lieferanten. Die sehen die Thüga mit vielen Stadtwerken dahinter – das bringt uns Vorteile gegenüber einem kleinen Projektierer, der nur alle paar Jahre eine Windanlage baut. Ehrlich gesagt: Noch nie hat die Thüga-Gruppe unsere Marktposition so gestärkt wie aktuell.