Was haben Eiskunstlauf und Energiewirtschaft gemeinsam? Normalerweise nichts, in Zeiten des Ukraine-Kriegs viel. Beide absolvieren Pflicht und Kür. Im Ringen um Medaillen nacheinander, im Wettkampf um Energie stemmt die Politik seit Wochen beides gleichzeitig.

Wer glaubte, mit der Bildung der neuen Bundesregierung gäbe es nur noch eine Richtung, nämlich volle Kraft voraus für die Klima- und Energiewende, der wurde mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine hart in eine andere Realität geworfen. Und das im Zeitraffer.

Bundesregierung liefert

Der Koalitionsvertrag hat 2021 noch die Weichen für die Klima- und Energiewende gestellt. Auf das Vertragspapier folgten angepasste Gesetzesvorhaben, neue Förder- und Entlastungsmechanismen. Gekrönt wurde das Ganze 2022 durch das Osterpaket, gefolgt von der Aussicht auf ein Sommerpaket. All das hat die Politik ambitioniert auf den Weg gebracht und damit die eigentliche Pflicht erfüllt. Die Kommunen und Stadtwerke haben sich als Partner vor Ort in Position gebracht. Dann marschierte Putin in der Ukraine ein.

Erschüttertes System

Mit dem Angriff begann eine neue Zeitrechnung. Die geopolitischen Koordinaten haben sich verschoben, ebenso die welt- und energiewirtschaftlichen. Das bestehende System wurde tief erschüttert. Der Schaden lässt sich noch lange nicht abschätzen, eine Prognose für die Zukunft abzugeben, wäre unseriös. Dennoch musste es weitergehen, wenn auch unter neuen Vorzeichen. Die neue Pflicht hieß nun schlagartig: Sicherung und Bezahlbarkeit der Energieversorgung. Bis dato eine Selbstverständlichkeit, die plötzlich keine mehr ist. Konkret bedeutet das für alle Beteiligten: Energiebezug diversifizieren, Energiewende beschleunigen, Wasserstoff und Biomethan hochfahren sowie Preise dämpfen.

Sichere Landung

Die Energiewende wurde durch die Sanktionen und Embargooptionen zwar noch dringlicher, in Anbetracht der akuten Herausforderungen aber zunächst zur Kür. Seitdem trägt die Energiepolitik und -wirtschaft mit der Sicherung der Energieversorgung und der Umsetzung der Energiewende eine doppelte Last. Pflicht und Kür werden quasi gleichzeitig durchgeführt. Das Fachwissen und die Erfahrung der Beteiligten – auch mit Krisensituationen – helfen dabei. Aber Routinen müssen mit Blick auf die Dimension des Kriegs und die Krise durch neue, teils akrobatisch scheinende Figuren ersetzt werden. Entscheidend für das Gelingen ist, dass alle Protagonisten am Ende wieder sicher auf dem Eis landen.

Tägliches Abwägen

Auch die Public Affairs Abteilung und die Kompetenzcenter der Thüga stellen sich seit Wochen dem Doppelpack aus Pflicht und Kür. In Krisenstäben und im Austausch mit Verbänden bewerten sie das Geschehen und die Auswirkungen auf die deutsche Energiewirtschaft, analysieren das neue Speicher- und LNG-Gesetz, Überlegungen zur Laufzeitverlängerung von Kohlekraftwerken und viele weitere Vorhaben. Dabei wägen sie täglich zwischen Machbarem und Zumutbarem ab und sind in engem Austausch mit der Politik in Berlin und Brüssel.

Hilfestellung beim Spagat

Stadtwerken und Kommunen bietet die Thüga vielfältige Unterstützung in Form von politischen Positionspapieren, Empfehlungen im Umgang mit Kunden und Medien. Der Krieg und die Krise werden vermutlich noch lange die Agenda bestimmen. Die Zusammenarbeit und Unterstützung in der Thüga-Gruppe erweisen sich einmal mehr als wichtige Stütze. In Arbeit ist aktuell eine Bewertung der Novelle des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG). Thüga wird darüber informieren und steht auch mit politischen Akteuren auf Bundes- und Landesebene im Kontakt.