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Blockchain entstammt der IT und der Bankenkrise nach 2008. Ihr Erfinder Satoshi Nakamoto hat sie als technische Grundlage für die Währung Bitcoin geschaffen und wollte eine Welt kreieren, die ohne Banken auskommt. Blockchain basiert auf einem offenen Code, jeder kann ihn nach Belieben weiterentwickeln. Der Name des Erfinders ist übrigens ein Pseudonym: Bis heute ist unbekannt, wer sich hinter der Identität des Erfinders verbirgt.
Die Blockchain heißt so, weil alle Transaktionen zwischen Computern in „Blöcken“ chronologisch nacheinander aufgereiht werden. Neue Transaktionen werden im übertragenen Sinne gleichsam in einer Kiste gesammelt. Wenn die Kiste, der Block, voll ist, wird er versiegelt und mit dem Block davor verbunden. Alle bisherigen Blocks bilden zusammen die quasi unendliche Kette von Blöcken – wie an einer Perlenkette aufgezogen.
Also eine dezentrale, transparente Buchhaltung, geeignet praktisch für alles, was Transaktionen beinhaltet? Ja, und noch viel mehr. Denn dadurch, dass die anfallenden Daten dezentral auf einer Vielzahl von Computern gespeichert werden, hält praktisch jeder an der Blockchain Beteiligte zu jeder Zeit sämtliche Transaktionsdaten in Händen. Das heißt, die Technik ist sehr sicher. Wer sie manipulieren möchte, müsste sich in sehr viele Computer hacken.
Das Charmante an der Blockchain: Sie erlaubt es, zwei oder mehreren Parteien, Geschäfte direkt (peer-to-peer), miteinander abzuwickeln, ganz ohne vermittelnde Instanz. Wird eine Transaktion mit der Blockchain umgesetzt, braucht es also keine Händler, Banken oder Energieversorgungsunternehmen mehr. Längst hat sich die Technologie aus der Finanzbranche emanzipiert und erobert die Musikindustrie oder die Energieversorgung.
Entsprechend groß war der Schock in der Energiebranche, als das Projekt „Brooklyn Microgrid“, eine Art Inselnetz in New York, 2016 sehr erfolgreich die Einsatzmöglichkeiten der Blockchain in der Praxis bewies. Die Erkenntnis reifte: Es geht also auch ohne Energieversorger. Im Brooklyn Microgrid versorgen sich Anwohner gegenseitig mit erneuerbarer Energie. Solarenergie-Überschüsse können an die Nachbarn verkauft werden. Der Energiehandel im Kleinen, von Kunde zu Kunde funktioniert via Blockchain unproblematisch! Völlig unabhängig vom klassischen, zentralisierten Energieversorgungsnetz operieren die Teilnehmer des „Brooklyn Microgrid“ bis heute, betreiben ihre eigenen Energiequellen, verkaufen die gewonnene Energie oder speisen sie ins öffentliche Netz ein.
Auch wenn das in Deutschland „nicht von heute auf morgen passieren kann, weil es regulatorische Einschränkungen gibt“, so Adrian Puch von der Thüga Innovationsabteilung, der sich seit einiger Zeit mit der Technologie Blockchain beschäftigt, „der Wake-up Call war das definitiv“.
Puch ist überzeugt, das Verdrängungspotential der Blockchain in der Energiewirtschaft ist nicht zu unterschätzen. Umso wichtiger sei es, frühestmöglich in das Thema einzusteigen. „Denn warum sollte in Zukunft nicht ein Energieversorger Blockchains anbieten und peer-to-peer-Stromhandel ermöglichen?“
Um die energiewirtschaftlichen Möglichkeiten von Blockchain auszuloten, hat die Thüga zusammen mit der Forschungsstelle für Energiewirtschaft ein Projekt gestartet. Es soll die Vorteile der Blockchain in einer Studie analysieren und Anwendungsfälle evaluieren. Kernfrage lautet dabei: Geht es mit der Blockchain schneller, sicherer und günstiger, vor allem im Vergleich zu bisherigen Systemen?
Ein erstes Screening hat vor allem Projekte im Bereich E-Mobility und Solar als geeignet identifiziert. Bei Carsharing oder Ladesäulennutzung unterstützt die zusätzliche Sicherheit durch die Blockchain das Geschäftsmodell und eine vermittelnde Instanz wäre nicht unbedingt nötig. Ähnlich verhält es sich mit dem Handel von PV-Strom im Prosumer-Bereich. Erste detaillierte Ergebnisse gibt es im Mai.